Habe eben beim Hören von einer Orff CD (Veni Creator Spiritus, Kantaten und Chorsätze, bei WERGO, erhältlich hier), die schon Jahre bei mir im Keller lag, folgendes Gedicht für mich wiederentdeckt. Tatsächlich gibt es in Cicero eine aktuelle Besprechung des Texts.
Bert Brecht:
700 INTELLEKTUELLE BETEN EINEN ÖLTANK AN
Ohne Einladung
Sind wir gekommen
Siebenhundert (und viele sind noch unterwegs)
Überall her, wo kein Wind mehr weht
Von den Mühlen, die langsam mahlen, und
Von den Öfen, hinter denen es heißt
Daß kein Hund mehr vorkommt.
Und haben dich gesehen
Plötzlich über Nacht
Öltank.
Gestern warst du noch nicht da
Aber heute
Bist nur du mehr.
Eilet herbei, alle!
Die ihr absägt, den Ast, auf dem ihr sitzet
Werktätige!
Gott ist wiedergekommen
In Gestalt eines Öltanks.
Du Häßlicher
Du bist der Schönste!
Tue uns Gewalt an
Du Sachlicher!
Lösche aus unser Ich!
Mache uns kollektiv!
Denn nicht, wie wir wollen:
Sondern, wie du willst.
Du bist nicht gemacht aus Elfenbein
Und Ebenholz, sondern aus
Eisen.
Herrlich! Herrlich! Herrlich!
Du Unscheinbarer!
Du bist kein Unsichtbarer
Nicht unendlich bist du!
Sondern 7 Meter hoch.
In dir ist kein Geheimnis
Sondern Öl.
Und du verfährst mit uns
Nicht nach Gutdünken noch unerforschlich
Sondern nach Berechnung.
Was ist für dich ein Gras?
Du sitzest darauf.
Wo ehedem ein Gras war
Da sitzest jetzt du, Öltank!
Und vor dir ist ein Gefühl
Nichts.
Darum erhöre uns
Und erlöse uns von dem Übel des Geistes.
Im Namen der Elektrifizierung
Des Fortschritts und der Statistik!
Montag, 13. Juni 2011
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